Die Duale Ausbildung hat in Österreich eine lange Tradition und ist ein wesentlicher Bestandteil des Bildungssystems. Sie bietet jungen Menschen eine solide Grundlage für den Berufseinstieg und trägt maßgeblich zur Fachkräftesicherung bei. Angesichts des tiefgreifenden Wandels, den die Arbeitswelt aktuell durch Digitalisierung, Globalisierung, demografischen Wandel, Klimakrise und neue Arbeitsmodelle erfährt, stellt sich die Frage, welche Veränderungen auf die Duale Ausbildung zukommen. Sie gewinnt unzweifelhaft weiter an Bedeutung, steht aber auch vor neuen Aufgaben.
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die aktuellen und zukünftigen Chancen und Herausforderungen.
In einer sich schnell verändernden Arbeitswelt sind gut ausgebildete Fachkräfte gefragter denn je. Diese Nachfrage wird zu einem beträchtlichen Teil durch die Duale Ausbildung gedeckt. Die Duale Ausbildung ist in Österreich weit verbreitet und genießt über die Landesgrenzen hinaus einen hohen Stellenwert. Ihre große Stärke besteht darin, dass sie die praktische Ausbildung im Betrieb mit der theoretischen Bildung in der Berufsschule verbindet. Dadurch erhalten Lehrlinge eine umfassende und praxisnahe Vorbereitung, die sie optimal für ihre berufliche Zukunft und die Herausforderungen eines dynamischen Arbeitsmarktes rüstet. Das große Angebot an Lehrberufen von A wie Applikationsentwickler bis Z wie Zimmerer wird dabei ständig angepasst. Digitale und soziale Kompetenzen sowie die Fähigkeit, sich flexibel an neue Gegebenheiten anzupassen sind heute bereits erfolgsbestimmende Faktoren und nehmen daher auch einen immer größeren Raum in der Lehrlingsausbildung ein. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Duale Ausbildung weiterhin ein wichtiger Faktor für die Fachkräftesicherung und den wirtschaftlichen Erfolg des Landes bleibt und sogar an Bedeutung zunimmt - nicht zuletzt auch als ein mächtiges Instrument zur Abfederung des demografischen Wandels.
Die Veränderungen in der Arbeitswelt stellen die Duale Ausbildung vor vielfältige Herausforderungen:
Sie ist in aller Munde, und tatsächlich kann man den Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeitswelt kaum überschätzen. Dabei birgt sie ein enormes Wachstumspotential für die Wirtschaft. Neue Arbeitsplätze werden geschaffen, aber viele fallen auch der Automatisierung zum Opfer. Tätigkeitsprofile werden neu zusammengesetzt und nehmen an Komplexität zu. Die Duale Ausbildung muss entsprechende geeignete, hybride Qualifikationsbündel schaffen, die Fachwissen des kaufmännischen, rechtlichen oder technischen Bereichs vereinen. Außerdem müssen jene Kompetenzen stärker angesprochen werden, welche von einer Automatisierung unabhängig weiterhin benötigt werden. Das sind soziale Kompetenzen (Einfühlungsvermögen und Kommunikationsfähigkeit, Innovationsfähigkeit und Kreativität), Selbstmanagement und Organisationsfähigkeit sowie logisches und kritisches Denken.
Digitale Kompetenzen sind, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, quer über die Berufsgruppen unverzichtbar geworden.
Dazu gehören
Aber auch die Implementierung und Weiterentwicklung digitaler Lernformate und E-Learning-Tools gewinnt in diesem Zusammenhang immer mehr an Bedeutung. Auszubildende können so flexibler und zielgerichteter lernen, Lerninhalte können schneller angepasst und aktualisiert werden, und insgesamt die wird Effizienz des Lernprozesses erhöht.
Gekennzeichnet durch eine alternde Gesellschaft bei gleichzeitig sinkender Zahl von Schulabgängern, zwingt der demografische Wandel Unternehmen zu weiterer Rationalisierung und Effizienzsteigerung durch technologische Innovation, aber auch zu einem immer schärferen Wettkampf um die besten Arbeitskräfte.
Die international vernetzte Wirtschaft und insbesondere der damit einhergehende Wettbewerb um Fachkräfte erfordern von der Dualen Ausbildung, sich ständig weiterzuentwickeln und an internationalen Standards und Anforderungen auszurichten. Dies betrifft sowohl die inhaltliche Programmatik der Lehrpläne als auch die Möglichkeit, Auslandspraktika und grenzüberschreitende Kooperationen in der Ausbildung zu integrieren. Der Vermittlung von Fremdsprachen kommt in diesem Zusammenhang eine immer wichtigere Stellung zu.
Die Klimakrise stellt eine wachsende Herausforderung für Gesellschaft und Wirtschaft dar. Nachhaltiges Wirtschaften wird angesichts immer schärferer Umweltauflagen und immer knapper werdender Ressoucen zunehmend zu einer ökonomischen Notwendigkeit und nicht zuletzt zu einem wesentlichen Imagefaktor. Die Duale Ausbildung hat die Verantwortung, ein starkes Bewusstsein für diese Tatsache zu schaffen, umweltbewusste Arbeitspraktiken in den Lehrplänen zu verankern und zukünftige Fachkräfte darauf vorzubereiten, nachhaltige Lösungen in ihren jeweiligen Berufen zu finden und umzusetzen.
Homeoffice, Projektarbeit und andere flexible Arbeitsmodelle prägen die Arbeitswelt zunehmend. Die Duale Ausbildung muss darauf reagieren und angehende Fachkräfte darauf vorbereiten, in solchen Arbeitsumgebungen erfolgreich zu agieren. Die Flexibilisierung muss sich bereits in der Ausbildungsstruktur als solcher wiederspiegelen. Neben der erwähnten Stärkung digitaler Kompetenzen wird sich der Fokus auf Projektarbeit und Eigenverantwortung sowie die Entwicklung von Kommunikations- und Projektmanagementskills richten.
"E-Learning" ist ein mittlerweile weit verbreiteter Begriff. Doch der Einfluss der Digitalisierung auf die Bildung muss über Online-Lernplattformen und -kurse hinausgehen und die gesamte Wertschöpfung der Wissensaneignung und -kommunikation erfassen:
Wie Eingangs erwähnt, ist die Vermittlung digitaler Kompetenzen entscheidend, um die Lehrlinge auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt vorzubereiten. Hier sind einige Handlungsfelder, auf die Lehrbetriebe sich konzentrieren sollten:
In einer globalisierten Arbeitswelt sind interkulturelle Kompetenzen ein wichtiger Erfolgsfaktor. Der Arbeitskräftemangel macht den Zustrom von Arbeitskräften aus anderen Ländern zu einer Notwendigkeit. Diversität wird zunehmend als wertvolle Quelle für Kreativität und Innovation erkannt. Mögliche Handlungsfelder sind:
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Berufsschulen sowie anderen Bildungspartnern zum Austausch von Best Practices und Erfahrungen ist für die Sicherung und Steigerung der Ausbildungsqualität grundlegend. Wichtige Kooperationsbereiche sind:
Die Duale Ausbildung ist unverändert ein wichtiger Pfeiler für die Fachkräftesicherung und damit für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes. Eine Arbeitswelt im Wandel fordert von den beteiligten Akteuren große Innovationsschritte. Strukturen, Inhalte, Methoden und eingesetzte Mittel - fast jeder Aspekt der Dualen Ausbildung wird von der Transformation erfasst.
Konkret geht es vor allem um die verstärkte Integration digitaler Kompetenzen und Lernformate, die Förderung von Flexibilität und Projektarbeit, die Anpassung an internationale Märkte sowie die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Berufsschulen und anderen Bildungseinrichtungen unerlässlich. Die Förderung von interkultureller Kompetenz und Diversität sichert zukünftige Innovationskraft und kreatives Potential. Unternehmen, Ausbilder, Berufsschulen und die Politik sind gleichermaßen gefordert, die notwendigen Veränderungen aktiv voranzutreiben und die Chancen der aktuellen und zukünftigen Entwicklungen zu nutzen.
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